„Zur Stärkung unseres Kerngeschäfts Print suchen wir einen Redakteur, der auch mit digitalen Medien vertraut ist.“

Seiner Verklausulierung entzwiebelt, bedeutet dieser Passus aus dem Stellenangebot einer kleinen lokalen Tageszeitung, dass der Verlag eigentlich alles beim Schlechten belassen möchte. Den Fall der Auflage redet das Argument der Demografie fatalistisch schön, und um Partizipation als Synonym für Leserbeteiligung über Kanäle von Social Media mögen sich andere bemühen.

Die Provinz setzt auf Druck. Bedauerlich ist eine solche Haltung für Redakteure, deren Arbeitsplätze Verleger und Geschäftsführer mit solch beinharter Bewahrungspolitik gefährden. Bedauerlich ist sie aber auch für Menschen in der Region, deren zeitgemäßer Wunsch nach Nachrichtenkonsum und -gestaltung übergangen wird. Und dies nicht etwa aus Überheblichkeit, sondern aus Verdrängung von Realitäten und damit verbundenen Notwendigkeiten tiefgreifender Veränderungen. Dem preiswerten  Lippenbekenntnis, einzig qualitativ gut gemachte Lokalteile böten Verlagen publizistische und damit wirtschaftliche Perspektiven, lassen zu viele Verantwortliche keine entsprechenden Konzepte folgen. Besser einen Fehler machen, als in Schockstarre scheitern.

Vor einigen Tagen saß ich mit einer Kollegin zusammen, einer Online-Redakteurin der ersten Stunde. In ihrem Briefkasten steckt morgens keine Zeitung mehr. Die neunjährige Tochter liest auf dem Tablet, sie postet und twittert. Die Sozialisation mit dem Print-Produkt fällt aus. Lieber Verleger, willkommen in der Gegenwart.

Foto: YekoPhotoStudio – fotolia.com

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